Luxemburg und Bayern           

eine tausendjährige Freundschaft         

 

Ein Millenium in Freundschaft miteinander verbunden zu sein, obwohl mehr als 600 Kilometer dazwischen liegen, das ist schon etwas besonderes. Dieses Millenium, tausend Jahre Verbundenheit und Freundschaft können Luxemburg und Bayern in diesem Jahre feiern. Dass dies zusammenfällt mit dem hundertjährigen Bestehen der Feuerwehr von Moutfort, die wiederum seit vielen Jahren mit der Feuerwehr von Geimersheim in Bayern pertnerschaftlich verbunden ist, daß in zwischen viele Luxemburger in Bayern leben und umgekehrt, reizt, diese tausend Jahre Freundschaft einmal näher zu beleuchten und wo es um Freundschaft geht, da sind meist schöne Frauen im Spiel, kein Wunder, dass also auch unsere Geschichte mit schönen Frauen beginnt und bis heute ohne sie nicht auskommt. Am Anfang aber stand eine Sage.

 

                      Die Sage der schönen Melusina

 

Als einst der junge Graf Siegfried auf seiner Jagd durch seine ausgedehnten Wälder am Rande der Ardennen streifte, verirrte er sich gegen Abend in einem tiefen, engen, wildverwachsenen Tal. Es war das Tal der Alzette, die wild rauschend die schroffen Klippen des Bockfelsens umspülte. Oben auf dem Gipfel ragten dunkel und geheimnisvoll die Ruinen einer alten, zerfallenen Burg empor. Brombeersträucher, Dornhecken und wildes Gestrüpp überzog fast unüberwindbar das Gestein.

Als sich nun Siegfried dem Gemäuer näherte, vernahm er plötzlich aus den Trümmern der Burg einen wunderbaren Gesang. Mit pochendem Herzen kämpfte er sich vor und erblickte auf einem Stein sitzend eine wunderschöne Maid mit langem goldblonden Haar und einer Stimme so klar wie die einer Nachtigall. Es war Melusina, die schöne Nixe der Alzette, die allabendlich hier oben mit ihren klaren, kristallenen Tönen den Mond besang. Vollkommen betört näherte er sich der sagenhaft schönen Gestalt, in die er sich sofort unendlich verliebte, was er ihr mit zitternder Stimme gestand. Auch Melusina war dem schmucken Ritter zugetan und sofort bereit sein Weib zu werden, zwei Versprechen allerdings musste er ihr vorher geben:

 

 

Siegfried beobachtet heimlich Melusina im Bade

 

Ihre gemeinsame Bleibe sollte fortan der Bockfelsen sein und die Samstage wollte sie stets, von Siegfried ungestört und allein im Bade ihrer Kemenate verbringen. Immer noch betört von ihrer unendlichen Schönheit willigte Siegfried gleich ein und schon bald erhob sich auf dem Bockfelsen eine prächtige Burg, die mit ihren vergoldeten Türmen und Zinnen in der Abendsonne weit über die Wälder ins Land hinaus glänzte. Prunkvoll hatte er ihr die Gemächer eingerichtet und so verbrachten sie viele glückliche und zufriedene Jahre auf ihrer neuen, prächtigen Lützelburg.

Doch mit der Zeit nagte doch Neugierde an seinem Herzen: warum wohl um Himmelswillen zog sich Melusina jeden Samstag in ihre Kemenate zurück, warum wohl wollte sie ihn an diesem Tage niemals sehen? Zweifel ob ihrer Treue kamen in ihm auf, denn waren auch Jahre vergangen, kein Schatten hatte Melusinas Schönheit je getrübt.

An einem Samstag, es war kurz vor Ostern, schlich er sich heimlich zu ihrem Bade. Betörend klang ihre silberhelle Stimme an sein Ohr, durchdrungen von leisem Rauschen und sanftem Geplätscher. Bebend vor Neugierde spähte er durch einen Spalt in der Tür und was er erblickte ließ ihn das Blut in den Adern gefrieren: Singend, ihr langes blondes Haar kämmend saß die Angebetete in ihrem Bade und bewegte mit ihrem, in einem Fischschwanz endenden Körper sanft die Wellen des Wassers. Siegfried, dem erst jetzt gewahr wurde, das sein Weib eine Nixe war, stieß ein Schrei des Entsetzens aus. Im gleichen Moment versank Melusina mit lautem Wehklagen in den Tiefen des Bockfelsens. Bis heute ist sie nicht erlöst.

Manchmal aber, in lauen Frühlingsnächten kann man am Felsen ganz leise ihr Wehklagen hören. Gelingt es dann einem Jüngling ohne Furcht und Tadel, in einer solchen Nacht, dem aus dem Brunnen steigenden Drachen ihren goldenen Schlüssel zu entreißen, so löst sich der Bann der schönen Melusina und er kann mit ihr bis an sein Lebensende glücklich werden.

 

Die Wahrheit über den Ardennergrafen

und wie das Haus Luxemburg wirklich entstand

 

So schön diese Sage auch ist, dass die wahre Geschichte der Luxemburger wohl weniger romantisch war, liegt auf der Hand, wobei die Wurzeln der Ardennergrafen bis heute im Dunkel der Geschichte liegen. Dokumente sind spärlich, laut Überlieferung waren sie ein mächtiges, lothringisches Haus das dem königlichen Geschlecht der Karolinger entstammte. Ihr Machtbereich lag vornehmlich in den Gebieten von Maas und Mosel, wobei sich ihr größter Grundbesitz über das breite Moseltal südlich der ehemaligen Römerstadt Augusta Treverorum (Trier) ausdehnte. Hier, entlang des Flusses und der alten Heerstrassen regierten sie über fruchtbare Täler und wildreiche Wälder auf den Ardennerhöhen.

 

          

Als Ahnherr der Ardennergrafen wird heute ein Ritter namens Wigerich angenommen und so berichten uns die Annalen, dass er gleich mehrere königliche Ämter ausübte; er war Stadtgraf in Trier, Graf im Bidgau und Pfalzgraf in Lothringen was ihm großes Ansehen im Reich einbrachte.

Sein jüngster Sohn war Siegfried, der Held unserer Legende. Er verwaltete eine Grafschaft im Moselgau, deren Zentrum und Hauptort Diedenhofen war. Hier befand sich eine alte karolingische Pfalz, die er wohl als seine Residenz nutzte. Von seinem Vater hatte er zahlreiche Güter geerbt, die aber über die ganzen Gaue des Moselraums bis hin zu den Anhöhen der Ardennen zerstreut lagen. Die heute bekanntesten waren Bernkastel und Saarburg, und für dir Geschichte Luxemburgs wohl am wichtigsten, der kleine Ort Feulen, zwischen dem und der Mosel sich das spätere Kerngebiet der Grafschaft Luxemburg herausbilden sollte. Um sich im Mittelpunkt seiner Besitzungen niederzulassen, beschloss Siegfried im Jahre 963 einige seiner Liegenschaften in eben diesem Feulen gegen ein der Trierer Abtei Sankt Maximin gehörendes und strategisch günstig auf einem Felsen oberhalb dem Alzettetal gelegenes Kastell zu tauschen. Der Name dieser, wohl frühmittelalterlichen und zur Ruine verfallenen Burg war "Lucilinburhuc" was soviel bedeutete wie "kleine Burg". Aus diesem, der späten Römerzeit entstammenden Begriff wurde später der Name "Lützelburg" das heutige Luxemburg. Den Titel eines Grafen von Luxemburg führte Siegfried allerdings noch nicht, unter dem Titel eines "Comes de Lucilimburc" ging erst ein Jahrhundert später einer seiner Nachfahren, Konrad I. in der Geschichte ein.

Graf Siegfried auf einem Glasfenster der Kathedrale von Luxemburg

 

Sofort ging Siegfried nun daran die Burganlage zu erneuern, er heiratete die sagenumwobene Melusina und residierte fortan nicht mehr in Diedenhofen sondern in seiner neuen Burg, um die herum sich nach und nach die ersten Handwerker und Bauern ansiedelten, zu deren Schutz er eine Ringmauer mit bereits sieben Türmen und einem Graben anlegen ließ. Aus dem Kern dieser ersten Ansiedlung, zwischen dem heutigen großherzoglichen Palais und dem Kraut- Fischmarkt gelegen, entwickelte sich mit der Zeit der neue Mittelpunkt seiner Grafschaft und wurde zur Wiege der heutigen Stadt und des Landes Luxemburg. Aber so wie die Anfänge des Hauses immer noch im Dunkeln liegen, so ist auch das Schicksal Siegfrieds immer noch nicht ganz geklärt. Bekannt ist, dass er 998 starb und fünf Söhne und vier Töchter hinterließ.

In den Annalen taucht als Schirmvogt der Abtei Echternach ein Siegfried Kunuz auf. Über die Frage, ob es sich dabei um den Gründer der Stadt Luxemburg oder bereits um einen Sohn gleichen Namens handelt streiten die Historiker.

Romantische Darstellung von Siegfrieds Burg Lucilinburhuc

            

 

Die Hl. Kunigunde und die Gründung des Bamberger Doms

Bayern wird luxemburgisch

 

Auf den Luxemburger Thron folgte Siegfried sein Sohn Heinrich I. der Ältere (998-1025). Eine seiner Schwestern, Kunigunde heiratete den bayerischen Herzog Heinrich II.. Als dieser im Jahre 1002 den deutschen Königsthron bestieg (1014 wurde er zum Kaiser gesalbt), übertrug er sein bayerisches Herzogtum 1004 dem Grafen Heinrich von Luxemburg und dessen Nachfolgern. Diese vereinigten Bayern und Luxemburg unter einem Zepter und gehörten nun zu den mächtigsten Fürsten im Reich.

 

  

Im Jahre 1008 wurde Heinrichs und Kunigundes Bruder Adalbero, Probst zu St. Paulin in Trier und wenig später zum Trierer Erzbischof gewählt. Das führte zu einer blutigen Fehde zwischen den Luxemburgern und Adalberos Schwager, Kaiser Heinrich II. der um jeden Preis verhindern wollte, dass das Luxemburger Haus seinen Einfluss auch noch über das Erzbistum Trier hinaus ausdehnte und damit zu mächtig zu werden drohte. Nur durch Adalberos Verzicht auf den erzbischöflichen Thron konnte der Streit nach 8 Jahren beigelegt werden.

Trotz dieser Fehde war das stets oberste und hehre Ziel Kaiser Heinrichs "Frieden und Eintracht" zu stiften, weshalb auch seine Reformpolitik gegenüber der Kirche zugleich als Friedenspolitik zu werten ist. Schutz des Kirchenguts vor Übergriffen des Adels führte zur Blüte des Wohlstandes von Kirchen und Klöster und so konnte er bereits zu Lebzeiten die Früchte seiner Friedenspolitik ernten. In seiner Frau Kunigunde besaß Heinrich eine kluge Ratgeberin und tatkräftige Regentin, die wiederholt die Regentschaft übernahm, wenn ihr Mann außer Landes weilte. Sie war, mit den Worten der Bibel im Buch der Sprüche zu sprechen, eine kluge, eine starke Frau, die von ihrem Manne heiß geliebt und verehrt wurde. So blieb sie ihm bis an sein Ende in Treue und Liebe zugetan, auch wenn ihre eheliche Gemeinschaft durch die Trennungen, missgünstige Verwandte und Heinrichs Kränkelndes Wesen oft geprüft wurde. Besonders schwer aber belastete sie der Makel der Kinderlosigkeit. Kinderlos, das bedeutete keinen Erben für die Krone und das Familiengut, die eigenen Mühen und Anstrengungen an andere und Fremde zu verlieren.

Kaiser Heinrich II und Kaiserin Kunigunde, Glasfenster der Kathedrale in Luxemburg

 

Doch Heinrich suchte keinen Ausweg durch Trennung oder auf dem Umweg einer Nebenfrau sondern bewältigte das Problem über die Perspektive des Glaubens:.. Gründung des Bistums Bamberg an Kindes statt, was die Thietmarsche Chronik mit den Worten formulierte: "Das Herscherpaar erwählte Gott als Erben in der Zuversicht des Glaubens; damit wurde die Kirche von Bamberg zum sichtbaren Unterpfand göttlicher Gnade für das Stifterpaar". 1024 starb Heinrich in der Pfalz Grona bei Göttingen, sein Leichnam wurde nach Bamberg überführt und im Dom beigesetzt. Mit seinem Tode verabschiedete sich auch Kunigunde aus dem öffentlichen Leben. Sie trat dem Orden der Benediktiner bei verbrachte den Rest ihres Lebens bis zu ihrem Tode 1033 als einfache Klosterfrau.

 

Münze Kaiser Heinrichs II.

Nach dem Tode Heinrich II war die Verbindung zwischen Luxemburg und Bayern nicht mehr von langer Dauer und beide Länder wurden wieder getrennt regiert. Wegen ihrer Tugenden wurde Kaiser Heinrich II. 1146 und Kaiserin Kunigunde 1201 heiliggesprochen. Ihre Gebeine ruhen in dem von ihnen gegründeten Dom zu Bamberg, ein Denkmal in der Krypta der Kathedrale von Luxemburg, gleich neben der Fürstengruft hält ihr Andenken auch in ihrer ehemaligen Heimat wach.

 

 

 

Wie ein Luxemburger Ludwig den Bayern zum Kaiser machte

 

Aus den Wurzeln des lothringischen Ardennerhauses erwuchs die Grafschaft Luxemburg, die durch besonnene Herrscher vom 12. bis zum 14. Jahrhundert zu einem blühenden Fürstentum ausgebaut wurde. Weniger durch Kriege als durch Heirat hatten die Landesfürsten ihre gräfliche Macht stetig erweitert, ihren Landbesitz ausgedehnt und zahlreiche Vasallen unter die Luxemburger Lehensherrschaft aufgenommen.

Mit Graf Heinrich VII. (1288-1310) begann die Blütezeit des Hauses Luxemburg.

Dank seiner Beziehungen zu Philipp dem Schönen von Frankreich und zum Papst gelang es ihm, seinem damals erst 22 Jahre alten Bruder Balduin das Erzbistum Trier zu verschaffen. Mit ihm betrat eine große Persönlichkeit die politische Bühne seiner Zeit. Erzbischof Balduin schuf den Trierer Kurstaat und spielte fortan auch eine bedeutende Rolle in der Politik des Deutschen Reiches. Ihm zur Seite stand ein anderer großer Luxemburger, Peter von Aspelt. Er trat einst in den Dienst des Königs von Böhmen, wurde später Bischof von Basel, schließlich Erzbischof von Mainz, Kurfürst und Erzkanzler des Deutschen Reiches. Ohne zu ahnen, hatte Heinrich hatte Heinrich damit einen entscheidenden Schritt zur seiner späteren Kaiserwürde unternommen.

Wie aber war es möglich, dass gerade er, als Vertreter eines doch eher kleinen Grafenhauses es zur Kaiserwürde des Deutschen Reiches bringen konnte? Diplomatisch vorbereitet wurde seine Wahl sicher von seinem dankbaren Bruder Balduin, dem er zur Kurwürde von Trier verholfen hatte und von Peter von Aspelt, dem aus Luxemburg stammenden Kurfürsten von Mainz. Doch auch er selbst hatte einiges dazu beigetragen, bot er doch durch die hervorragende Planung seines kleinen Landes und seiner von Frankreich beeinflussten, weitsichtigen Politik eine Alternative zur Politik die sich zu jener Zeit in Deutschland darbot.

 

Sehr wohl erinnerte man sich der Zeiten, in denen stolze Kaiser aus dem Hause Hohenstaufen die Welt erobern wollten und an der Maßlosigkeit ihrer Pläne gescheitert waren. Nach dem Verlust ihrer Macht herrschte in Deutschland bald der höhere und niedere Adel in einem wirrem Durcheinander. Jeder versuchte Besitz und Einfluss auf Kosten des Nachbarn zu erweitern. Die Kurfürsten, die befürchten mussten, dass das herrschende Faustrecht bald jedem zum Verderben zu gereichen drohte, entschlossen sich einen König zu wählen, der über keine zu große Hausmacht verfügte. Damit sollte er jederzeit von den Kurfürsten abhängig sein. Am 6. Januar 1308 wurde Heinrich von Luxemburg in Frankfurt am Main gewählt und am 6. Januar 1309 in Aachen gekrönt. Obwohl Heinrichs Hausmacht Luxemburg damals mehr als doppelt so groß war als das heutige Großherzogtum, war sie ein Nichts im Vergleich zum Besitz der Habsburger, Wittelsbacher in Bayern oder der Welfen. Doch eben so unverhofft wie zur Königswürde, gelangte er nun auch zu Reichtum.

Bereits ein Jahr später, erhob er seinen vierzehnjährigen Sohn Johann zum Grafen von Luxemburg und verheiratete ihn noch im gleichen Jahr mit Elisabeth, der Tochter des letzten Königs und Erbin von Böhmen. Mit der Königswürde für seinen Sohn Johann in Böhmen war der Grundstein zur Großmacht Luxemburg gelegt. Am 29. Juni 1312 empfing Heinrich VII. in der Lateran-Basilika die römisch-deutsche Kaiserkrone. Doch bereits ein Jahr später starb er im Kloster Buonconvento bei Siena an der Malaria und wurde im Dom von Pisa beigesetzt.

Untröstlich über das unerwartete Ende Heinrichs und im Bewußtsein, dass Heinrichs Sohn Johann, Graf von Luxemburg und König von Böhmen mit seinen 17 Jahren noch zu jung war, als dass er das Erbe seines Vaters auf dem Kaiserthron hätte antreten können, war es vor allem der Luxemburger Peter von Aspelt, der sich bei der Kaiserwahl erfolgreich für Herzog Ludwig von Bayern einsetzte, der dann am 20. 10 1314 zum neuen Deutschen König ein.

 

       

 

Auch ohne die deutsche Kaiserkrone, trachtete Johann die große europäische Politik entscheidend mitzugestalten. Hierzu versuchte er von Böhmen aus seine Macht nach Norden bis an die Ostsee und im Süden bis an die Adria auszudehnen, was besonders die Freundschaft mit Bayern in diesen Jahren trübte. Da auch Kaiser Ludwig von Bayern bestrebt war, seine Hausmacht zu einer Großmacht auszubauen, konnte keine Einigung gefunden werden. Es kam zu zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen und als Ludwig in seiner rücksichtslosen Hausmachtpolitik nach den Rheinmündungsgebieten griff, fielen die rheinischen Erzbischöfe von ihm ab, und wählten 1346 gemeinsam mit Sachsen und Johann von Böhmen dessen Sohn Karl zum Gegenkönig.

Doch auch Johanns Schicksal sollte grausam enden, seine Großmachtpolitik, seine vielen kriegerischen Unternehmungen und der unerhörte Aufwand und Prunk, den er an seinem Hof entfaltete, brachten ihn bald in immer größere finanzielle Schwierigkeiten. Ein letztes Mal folgte er 1346 dem Ruf König Philipps von Frankreich, als dieser ihn bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und England um Hilfe bat. Gemeinsam mit seinem Sohn Karl, der ja im gleichen Jahr zum deutschen König gewählt worden war, und 500 luxemburgischen und böhmischen Rittern zog er nach Frankreich. Er fiel in der entscheidenden Schlacht bei Crécy, aus der die Engländer siegreich hervorgingen.

Dass König Johann der Blinde für Luxemburg trotz allem so populär geblieben ist und bis heute wie ein Nationalheld verehrt wird, verdankt er wohl seinem ruhmvollen, wenn auch nutzlosen, Tod in der Schlacht bei Crécy. Als der seit sechs Jahren erblindete König hörte, wie schlecht die Sache für sein verehrtes Frankreich stand, bat er, ihn so weit in das Getümmel zu bringen, dass er einen guten Schwertstreich führen könne. Einige seiner Getreuen nahmen ihn also in ihre Mitte und führten ihn ins dichteste Gedränge, wo er dann kämpfend den Tod fand. Auch nach seinem Ableben sollte er noch lange Jahrhunderte keine Ruhe finden, insgesamt neunmal wurde er umgebettet, bis seine sterblichen Überreste 1946 dann endlich ihre letzte Ruhestätte in der Kathedrale von Luxemburg fanden.

 

Maximilian Emmanuel

Ein Bayer übernimmt die Regentschaft in Luxemburg

 

350 Jahre später dann wurde die Verbindung zwischen Bayern und Luxemburg für einige Jahre wieder enger, wenn auch Luxemburg nicht direkt den Bayern gehörte, so war es doch ein Bayer, den von 1711 bis 1714 als Statthalter die Luxemburger regierte.

 

            


                     Churfürst Max Emanuel von Bayern                          Max Emanuels Einzug in Brüssel

 

Zur Vorgeschichte: Das Haus Luxemburg war bereits 1437 mit Sigismund ausgestorben. Seine Länder fielen erst an das Haus Habsburg, dann an den Herzog von Burgund. Damit war die Zeit der Selbstständigkeit für das Herzogtum Luxemburg vorbei. Ohne einen eigenen Fürsten wurde es den Niederlanden, einem fremden Staatengebilde eingegliedert, dessen Herrschern es gehorchen musste. Landesfremde Statthalter, die nicht einmal die Sprache des Volkes verstanden, regierten das Land. Von nun an war die Geschichte Luxemburgs die Geschichte der Niederlande, an dessen Seite es in alle großen europäischen Wirren hineingezogen wurde, was entsetzliches Leid und Elend über das Land brachte. Friedens- oder gar Blütezeiten, wie die unter dem Bayern Max Emmanuel, waren meist von nur kurzer Dauer.

Auch Spanien erlebte ein ähnliches Schicksal. Mit dem Tod Karl II. erlosch im Jahre 1700 die spanische Linie der Habsburger. Anders als in Luxemburg entbrannte in Spanien ein erbittert geführter Erbfolgekrieg in die natürlich auch die spanischen Niederlande hineingezogen wurden und an dem fast alle europäischen Höfe, so auch Bayern, beteiligt waren. 1713 konnte sich das Haus Bourbon in Madrid etablieren

Bereits 1691 bis 1700 war der bayerische Kurfürst Maximilian Emmanuel von König Karl II. von Spanien zum Generalgouverneur der spanischen Niederlande ernannt worden. Da Karl keinen Erben hatte, hoffte Max Emmanuel, dass sein 1692 geborener Sohn Joseph Ferdinand die spanischen Habsburger beerben könnte. Auch einige andere europäische Höfe machten sich diesbezüglich berechtigte Hoffnungen und als man begann, die Angelegenheit öffentlich zu diskutieren, ernannte der künftige Erblasser Joseph Ferdinand 1698 zum Prinzen von Asturien und damit zu seinem Universalerben. Doch unmittelbar vor seiner Abreise nach Spanien stirbt Kurprinz Joseph Ferdinand, an Pocken, wie es offiziell heißt, inoffiziell aber soll er an Gift aus Wien gestorben sein, wie später die Franzosen behaupteten.

Nun setzt Karl Philipp von Bourbon, einen Enkel des Sonnenkönigs Ludwig XIV. als seinen Universalerben ein, was nach Karls Tod zum Erbfolgekrieg um die Krone Spaniens führt. Kurfürst Max Emmanuel schließt ein Bündnis mit Frankreich. In den kriegerischen Auseinandersetzungen mit Österreich erleidet er eine verheerende Niederlage. Am 7. November 1704 wird Bayern unter österreichische Verwaltung gestellt, Max Emmanuel flieht nach Holland. 1711 entschädigt ihn Philipp V. für den Verlust Bayerns indem er ihm Luxemburg und Namur überlässt. Diese sollte er so lange behalten, bis ihm Bayern zurückerstattet wird.

 

Münzen Max Emanuels auf seinen Einzug in Luxemburg

 

Feierlich zieht Kurfürst Max Emmanuel in Luxemburg ein und wird von der Bevölkerung auf herzlichste willkommen geheißen, wofür er den Luxemburgern die gehasste Stempelsteuer erließ. Doch bereits 1713 verzichtete Philipp V. zugunsten des Hauses Österreich auf die Niederlande mit Luxemburg. Die Bourbonen und die Habsburger teilten sich die spanischen Besitzungen, wobei Philipp nur Spanien behielt. Auf dem Kongress von Rastatt gestand Frankreich Kaiser Karl VI. den Besitz der Niederlande zu. Max Emmanuel konnte in sein angestammtes Bayern zurück.. In die Festung Luxemburg zog wieder eine holländische Garnison ein.

Eine eigens zum Anlass der Statthalterschaft Max Emmanuels geprägte Medaille ist alles, was in Luxemburg heute noch an die drei glorreichen, Stempelsteuer freien Jahre unter bayerischer Flagge erinnert.

 

 

 

Die Stadt Luxemburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts

 

 

Großherzog Adolph

 

Aus den bayerischen Alpen auf den Luxemburger Thron

 

Nachdem Herzog Adolph von Nassau 1866 seinen Thron an Preußen verloren hatte, ließ er sich mit seiner Familie 1870 auf Schloss Hohenburg in Oberbayern nieder. Von hier aus, zog er 1890 nach Luxemburg um als Großherzog Adolph den Luxemburger Thron zu besteigen.

Politisch hielt sich Herzog Adolph in all den Jahren zurück, nur einmal hätte er beinahe, völlig geheim, in die Geschicke Bayerns eingegriffen. Auf der Suche nach einem Darlehen zur Tilgung seiner Schulden, wandte sich König Ludwig II. von Bayern im Oktober 1885 auch an seinen herzoglichen Nachbarn in Hohenburg. Herzog Adolph war nicht abgeneigt, helfend einzugreifen und bot dem König an, ihm ein Darlehen zu gewähren, dafür sollte Ludwig ihm die königliche Jagd pachtweise überlassen. Da dies für die Kabinettskasse mit Ersparnissen verbunden war, wurde die Darlehensbedingung im Kreise des Königs als sehr günstig erwogen. Doch die weiteren Verhandlungen wurden nicht fortgeführt, nachdem aus dem Umfeld des Herzogs mitgeteilt worden war, das Privatvermögen des Herzogs sei angeblich sehr zusammengeschmolzen und aus demselben könne nicht einmal mehr ein Darlehen von geringer Höhe gewährleistet werden. In Wahrheit aber blieb dem Herzog soviel Geld, dass er in den folgenden Jahren vom holländischen Königshaus die drei Luxemburger Schlösser mitsamt ihrem Grundbesitz erwerben konnte. Da die ganzen Verhandlungen aber nicht auf oberster Ebene, also zwischen König und Herzog geführt wurden, liegt die Vermutung nahe, und viele Dokumente bestätigen sie, dass alles unterbunden werden sollte, was den König aus seiner prekären finanziellen Lage befreit hätte. Nur ein überschuldeter König konnte für regierungsunfähig erklärt und abgesetzt werden, was einige Jahre später dann auch 1886 geschah.

 

 

   

 Schloß Hohenburg und die Vorderriß

 

Als nun König Wilhelm III. von Holland im April 1889 schwer erkrankte, wurde Herzog Adolph nach Luxemburg berufen, um die Regentschaft des Großherzogtums an Stelle des schwer Erkrankten zu übernehmen. Am 10. April zog er mit seinem Sohn Wilhelm feierlich in Luxemburg ein, doch bereits nach zwei Wochen fühlte sich der holländische König wieder besser und entschied am 3. Mai die Amtgeschäfte wieder selbst zu übernehmen. Die Luxemburger waren empört, doch es war „alles correct, wenn auch nicht rücksichtsvoll und verwandtschaftlich“ wie sich Herzog Adolphs Kammerherr, Freiherr Maximilian von Dungern äußerte. Der Herzog zog sich unter stürmischen Ovationen der Bevölkerung und der herzlichen Danksagung der Abgeordnetenkammer mit der, wie er sagte, „Genugtuung, meine Sache gut gemacht zu haben“ wieder nach Hohenburg zurück, sichtlich gerührt, mit dem Bekenntnis, der Abschied von Luxemburg falle ihm schwerer als der von Nassau im Jahre 1866, das er gezwungenermaßen verlassen musste. Als dann am 23. November 1890 die Nachricht vom Tode des Holländischen Königs Wilhelm III. eintraf, ging die Krone des Großherzogtums Luxemburg auf Herzog Adolph über.

Am 4. April 1902 setzte der inzwischen 85 Jahre alte Großherzog Adolph seinen Sohn als Statthalter in Luxemburg ein. Nun zeitweise an den Rollstuhl gefesselt, verbrachte er einen Teil des Jahres in Abbazia, wo er 1901 mit der Großherzogin die goldene Hochzeit feiern konnte. Da er aber auf seine Jagd nicht verzichten wollte, war es nur verständlich, dass er den größten Teil der restlichen Zeit in Bayern verbrachte. Auch sein letztes Weihnachtsfest durfte der Großherzog im Kreise der Seinen auf Schloss Hohenburg erleben.

 

 

Großherzogin Maria-Anna mit ihren sechs Töchtern

 

Im Herbst 1905 weilte der Großherzog wieder in Hohenburg. Am 8. November wurde er von bedenklichen Schwächeanfällen heimgesucht, doch schon bald konnte er wieder zu seinen schweren Havannazigarren greifen, die er bevorzugt in einer langen Pfeife rauchte. Am Abend des 16. November ließ er sich im Schlosshof spazieren fahren, aber schon in der darauffolgenden Nacht machte sich eine zunehmende Schwäche bemerkbar. Am anderen Morgen, den 17. November 1905 um 11 Uhr verschied Großherzog Adolph von Luxemburg und Herzog von Nassau im Kreise seiner Familie. Er wurde im Schlosspark beigesetzt. Noch am gleichen Tag legte sein Sohn Wilhelm, der neue Großherzog von Luxemburg in Schloss Hohenburg, vor einer Delegation der Luxemburger Kammer den Eid auf die Verfassung ab.

 

Antonia von Luxemburg

Bayerns letzte Kronprinzessin

 

Wie bereits vor fast einem Jahrtausend, ist es in den zwanziger Jahren wieder die Geschichte der Liebe zu einer schönen Frau, die die Geschicke Bayerns und Luxemburg zusammenfügt. Zwischen Prinzessin Antonia, einer Schwester von Großherzogin Charlotte, und Kronprinz Rupprecht von Bayern, seit 1912 verwitwet und Vater eines dreizehnjährigen Sohnes, bahnte sich im Frühjahr des Jahres 1918 in Hohenburg eine Herzensverbindung an. Der Kronprinz hatte sich entschlossen noch einmal zu heiraten und trotz des großen Altersunterschiedes von dreißig Jahren waren sich beide über ihre großen Gefühle völlig im Klaren und mit dem Argument: „ich liebe ihn mehr als mein Leben“, hatte Antonia die Zustimmung ihrer Mutter erhalten. Rupprecht gestand einigen Freunden, er sei glücklich wie ein verliebter Student, was sicherlich seine Moral in den verhängnisvollen Tagen des ersten Weltkriegs ein wenig aufrichten konnte. Im Gegensatz zu seinem Vater, König Ludwig III. der weiter auf Kaiser Wilhelm II. und dessen Politik der Siegeszuversicht und des Durchhaltens setzte, hatte sein Sohn eine viel klarere Einschätzung der politischen Entwicklung jener Tage und versuchte bereits 1916 seinem Vater klar zu machen, dass dieser Krieg wohl kaum noch zu gewinnen sei.

Für Kronprinz Rupprecht war Prinzessin Antonia im übrigen keine Fremde, sondern mit ihm sogar verwandtschaftlich verbunden. Ihre Mutter Maria-Anna, war als geborene Prinzessin von Portugal aus dem Hause Braganza die Schwester der ersten Schwiegermutter des Kronprinzen Rupprecht. Infolge dieser verwandtschaftlichen Beziehungen hatten sich das bayerische Kronprinzenpaar und die „Luxemburger“ oft gegenseitig besucht, zumal die beiden Familien im Sommer Nachbarn waren. Der Kronprinz weilte in Kreuth oder am Tegernsee, während sich die Luxemburger in Hohenburg, sozusagen um die Ecke aufhielten. So geschah es oft, dass der bayerische Thronfolger mit seiner kleinen, 30 Jahre jüngeren Schwägerin-Base manch fröhlichen Schabernack trieb, und die kleine Prinzessin den hochgewachsenen, immer gütig blickenden Mann schon früh ins Herz schloss.

Am 7. November 1918 kam es in Deutschland zum politischen Umsturz.

Kaiser Wilhelm II. dankte ab und floh nach Holland, in München beschloss die Bevölkerung die Absetzung der Dynastie Wittelsbach. Auch in Luxemburg wurde der Ruf nach einer freien Luxemburger Republik laut und die Abdankung der Großherzogin gefordert. Ein Referendum sollte in Luxemburg die dynastische Frage nach der Unterzeichnung des Waffenstillstands im November klären. Großherzogin Marie-Adelheid billigte diese Handlungsweise der Regierung. Doch Frankreich bestand auf ihrer Abdankung und erwog sogar die Annexion des Landes. Am 30. Dezember versammelte sich ein Kronrat bei der Großherzogin. Den Regierungen der Verbündeten und Nordamerikas wurde Folgendes mitgeteilt:

„Die Großherzoglich-Luxemburgische Regierung hat die Verträge mit Deutschland über die Zollgemeinschaft und die Eisenbahnen gekündigt. Die Regierung wünscht mit den Verbandsmächten Verhandlungen wegen einer neuen wirtschaftlichen Annäherung zu knüpfen. Sie stellt die Unabhängigkeit des Großherzogtums unter den hohen Schutz der Mächte“.

In diesen Tagen kam es zu schwerwiegenden Konflikten zwischen Krone und Parlament, man warf der Großherzogin eine zu deutschfreundliche Haltung vor. Nach nur siebenjähriger Regierungszeit dankte sie am 9. Januar 1919 zugunsten ihrer Schwester Charlotte ab und zog sich in den Karmel von Modena zurück.


Kronprinz Rupprecht mit seiner Braut
Prinzessin Antonia von Luxemburg


Kronprinz Rupprecht befand sich nach der November-Revolution noch an der zusammengebrochenen und durch den Waffenstillstand erstarrten Westfront. Unter abenteuerlichen Umständen und mit falschen Papieren als „Kartoffelaufkäufer“ getarnt, kehrte er nach München zurück um seinen Eltern nachzureisen. Nun stand er dem ganzen Chaos des zusammengebrochenen Staatsgefüges gegenüber und sah sich selber als einen „Bettelfürsten ohne Land“, wie er bitter bemerkte. Um das blühende Leben der jungen Prinzessin Antonia nicht mit seiner unsicheren Existenz zu gefährden und vermutlich auch hinsichtlich der problematischen Situation des Großherzoglichen Hauses in Luxemburg, entschloss er sich schweren Herzens, die Verlobung wieder zu lösen. Aufs tiefste erschüttert schrieb die Prinzessin in ihr Tagebuch:

 „... aus der Heirat wird nun nichts, die Wirren der Nachkriegszeit sind über uns hinweggestürzt und haben alle schönen Pläne zunichte gemacht; wie töricht, wenn Männer glauben, dass wir sie nur wegen ihrer glänzenden Epauletten lieben!“

 

Am 15. Januar 1919, sechs Tage nach der Abdankung von Großherzogin Marie-Adelheid, wurde Großherzogin Charlotte vereidigt. Die Lage des Großherzogtums hatte sich beruhigt und am 28. September entschied sich die Bevölkerung mit einer beeindruckenden Mehrheit von 80% aller abgegebenen Stimmen für den Fortbestand der Monarchie.

Auch für Antonia sollte sich das Schicksal wieder wenden. Nach der Trennung von Rupprecht zog sie sich nach Hohenburg zurück. Laut einer Freundin sah sie vor lauter Tränen die Welt nur noch durch einen grauen Schleier und ihre Nächte wurden ihr zu einer einzigen Qual. Schließlich versuchte sie durch die weitere musikalische Ausbildung eine Ablenkung von ihrem Kummer zu finden. Sie wurde zu einer wahren Musterschülerin des Pianisten Professor August Schmid-Lindner an der Musik-Akademie in München. Auch der Kronprinz litt unter der selbstgewollten Entlobung mehr als er nach außen zeigen wollte. Entwurzelt ließ er sich in Berchtesgaden nieder und suchte Ablenkung und Trost in schriftstellerischer Tätigkeit. Wenn Rupprecht glaubte, Antonia für immer verloren zu haben, so gab diese die Hoffnung nicht auf, daß ihr Herzenswunsch doch noch in Erfüllung gehen könnte. Deshalb auch blieb sie unbeirrbar in München im Hause ihrer Tante, der Herzogin Karl-Theodor oder in Lenggries, obwohl ihr in Luxemburg manche Entbehrungen der damaligen Nachkriegsnot erspart geblieben wären. Auf die Dauer blieb das Leiden der beiden auch der Umgebung nicht verborgen, und so beschlossen die zwei Schwestern, Maria-Anna, die Mutter von Antonia und Maria-Josepha, die Schwiegermutter Rupprechts, für das unglückliche Paar ein wenig Schicksal zu spielen. „Ganz zufällig“ begegneten sich Rupprecht und Antonia im Spätsommer 1920 auf einer Alpenwanderung. Weitab von ihren Begleitern, die eingeweiht waren, standen sich die beiden überrascht und verwirrt gegenüber, dann brach Antonia in Tränen aus und Rupprecht nahm sie wortlos in die Arme. Unter Schluchzen soll sie ihm anvertraut haben:

 

„Ich habe mich immer an mein Wort gebunden gefühlt, was bedeutet denn Rang und Stellung, wenn man seine Liebe so tief im Herzen trägt!“

 

Kronprinz Rupprecht bemerkte später hierzu in seinem Tagebuch:

 

„Hatte ich an die Möglichkeit einer Wiederverlobung gedacht, so war dieser Gedanke jetzt zum Entschluß gereift, lagen doch jetzt die Verhältnisse auch klarer als damals. Ich teilte meinen Entschluß meiner früheren Schwiegermutter, der Tante Antonias, mit, dank deren Vermittlung eine Zusammenkunft und dann eine Wiederverlobung erfolgt war...“

 

Auch die persönliche Lage des Kronprinzen hatte sich geklärt, als von der bayerischen Republik eine gerechte Vermögensauseinandersetzung mit dem angestammten Königshause in Aussicht gestellt worden war. Im Februar 1921 wurde dann offiziell die Wiederverlobung bekannt gegeben und am 7. April 1921 fand die Heirat statt. Ursprünglich war geplant, das Fest im engsten Kreise zu begehen. Die Zurückhaltung in der Öffentlichkeit, die sich der Kronprinz seit Kriegsende auferlegt hatte, sollte auch darin zum Ausdruck kommen, doch die Gemeinde Lenggries bat, die Feier in die Pfarrkirche zu verlegen, ein Wunsch der Bevölkerung, dem das Brautpaar gerne entsprach.

Kein geringerer als Nuntius Pacelli, der spätere Papst Pius XII. hielt die Trauung und in seiner Ansprache würdigte er die Bedeutung der Hochzeitsfeierlichkeit und erinnerte daran, dass die Braut in Bayern keine Fremde sei, wo sie hier doch schon so viele Jahre ihres Lebens zugebracht habe und wo sie sich längst die Liebe und Wertschätzung der Bevölkerung erwerben konnte.

„Über das frische Gesichtchen der jungen, hübschen Braut huscht ein glückliches Lächeln“, bemerkte ein Berichterstatter, als das Paar die Kirche wieder verließ. Am Nachmittag nahmen der Kronprinz und die Kronprinzessin in Schloß Hohenburg die Glückwünsche der Gratulanten entgegen.

Das Jahr 1924 war in Hohenburg wieder von Trauer überschattet. Großherzogin Marie-Adelheid, die Luxemburg von 1912-1919 regierte und sich nach ihrer Abdankung ins Kloster zurückgezogen hatte, musste wegen ihrer erbrechlichen Konstitution das Klosterleben aufgeben. Im März 1923 erkrankte sie schwer und kehrte zu ihrer Mutter nach Schloss Hohenburg zurück, in ihr Refugium in den Bergen, doch sie sollte sich nicht mehr erholen. Am 24. Januar 1924 verstarb sie mit erst 29 Jahren und wurde in der Gruft unter der Schlosskapelle von Hohenburg beigesetzt.

 

 

Das Kronprinzenpaar mit seinen Kindern

 

Hohenburg blieb Sommersitz des Hauses Luxemburg, doch wurde diese friedliche Bergwelt in den Jahren nach 1933 immer häufiger vom dumpfen politischen Wetterleuchten überschattet. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde auch das Leben für die Wittelsbacher, als lebende Repräsentanten einer großen Vergangenheit, immer unerträglicher. Nicht umsonst wurde München zur „Hauptstadt der Bewegung" auserwählt, um es so von den echten Traditionswurzeln zu lösen. Auch für die Luxemburger, ihre nahen Verwandten, wurde das Leben im Isarwinkel immer schwerer. Prinz Felix, ansonsten ein leidenschaftlicher Weidmann, zog es nun immer häufiger vor, den bayerischen Leibjägern seine Jagd zu überlassen. So wie Kronprinz Rupprecht mit seiner Familie eine klare Haltung gegen die neuen Machthalter in Deutschland eingenommen hatte, distanzierte sich auch Großherzogin Maria-Anna ganz unverhohlen von den nationalsozialistischen Umtrieben, die mittlerweile auch das Isartal nicht verschonten. Mit Hitlers Einmarsch in Polen am l. September 1939 begann der Zweite Weltkrieg. Großherzogin Maria-Anna verließ Schloss Hohenburg und fuhr zu ihrer Familie nach Luxemburg. Im Gästebuch vermerkte sie „Ins Ungewisse" - es sollte ihr letzter Eintrag bleiben. Am Sylvesterabend verließ auch der Kronprinz Bayern, in der Erwartung, dass seine Familie von Luxemburg über Frankreich nach Italien nachkommen könnte. Doch für Kronprinzessin Antonia und ihre Kinder sollten es Schreckensjahre werden. Von den Nazis gefangen genommen, wurden die Kronprinzessin und ihre Kinder in Konzentrationslager gebracht, aus denen sie erst nach Kriegsende befreit wurden. Am 10. Mai 1940 marschierten deutsche Truppen im neutralen Luxemburg ein. Über Frankreich, Spanien, Portugal und England ging die großherzogliche Familie ins Exil nach Kanada und Amerika. Einige Berater hatten der Großherzogin den Verbleib in Luxemburg nahegelegt, andere rieten ihr zur Flucht. Mit ihrem berühmten Ausspruch: „Mein Herz sagt ja, doch mein Kopf sagt nein!" entschloss sich die Großherzogin zur Ausreise. Zusammen mit den Alliierten wollte sie bessere Voraussetzungen schaffen, um Luxemburg aus den Fängen der Nazis zu befreien. Unermüdlich setzte sie sich dafür ein, den Alliierten klar zu machen, dass der souveräne und neutrale Staat Luxemburg unter keinen Umständen bereit sei, diesen Status, zu welchem Zwecke auch immer, aufzugeben.
Nach dem Krieg wurde Schloss Hohenburg verkauft, nur die Vorderriß und ein Jagdrevier auf der Peindlalm sind bis heute Besitz des Großherzoglichen Hauses Luxemburg in Bayern.
 

Gemeinsam in die Zukunft: Der Luxemburger Verein in München

 

Anfang der 90er Jahre saßen an einem verregneten Herbsttag einige Herren in gemütlicher Runde in der Münchner Repräsentanz der Banque Internationale. Man plauderte über dies und das, genoss ein Gläschen Luxemburger Wein und befand am Ende, dass man sich doch eigentlich öfter zu so einer netten und gemütlichen Runde zusammensetzen könnte.
„Vielleicht gibt es ja noch andere Luxemburger", warf einer der Herren ein, „hie und da so eine kleine Luxemburger Runde, das wäre doch vortrefflich!"Die Idee wurde für gut befunden, ein Rundschreiben aufgesetzt und schon kurze Zeit später traf man sich in der „Luxemburger Straße" zur ersten offiziellen Begehung des Luxemburger Nationalfeiertags des noch zu gründenden Vereins auf Münchner Boden.
Das Schicksal war uns hold, im darauf folgenden Herbst fand das große Europäische Musikfest „Euromusicale" in München statt, zu dem auch das Luxemburger Symphonie-Orchester geladen war für uns eine optimale Gelegenheit, uns einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.
Den Rahmen zu dieser Feier bildete eine Ausstellung in der bereits erwähnten Bankmit einem interessanten Rückblick auf ehemaliges Luxemburger Wirken und Leben in Bayern. Eine aufschlussreiche Schau, denn wer wusste bis dahin schon, dass vor knapp 1000 Jahren eine Luxemburgerin mit Heinrich II. den Kaiserthron teilte und dieser Heinrich, mit kaiserlichen Aufgaben überlastet, den Luxemburgern kurzerhand sein Bayernland überließ?
Mit den Bayern hatten wir also eine stolze gemeinsame Vergangenheit und so waren es wohl auch solche interessanten Erkenntnisse, die letzte Zweifler überzeugten. Wenige Wochen später, um genau zu sein am 24. Januar 1994, wurde in der Maximilianstraße 34 die Gründung eines Vereins der Luxemburger in München beschlossen. Damit war der Rahmen gestellt, nun musste er belebt werden, was uns allen aber nicht sonderlich schwer fiel: Nikolaus-Feiern, Faschingsbälle, ein regelmäßiger Stammtisch, dazu Damentreffs, Spazier- und Kinogänge bis hin zu Männer-Koch-Kursen sind im Angebot.

Die "Münchener Luxemburger" auf Schloß Hohenburg


Absoluter Höhepunkt sind aber bis heute die alljährlichen Feiern zum Luxemburger Nationalfeiertag. Wie bei allem, liegt auch hier das Besondere in der Vielfalt: Feierten wir 1994 auf einer Jagdhütte in Fischbachau, führte uns der Weg 1995 nach Hohenburg, der altehrwürdigen ehemaligen Residenz unserer großherzoglichen Familie. Die Residenz hatte es uns ganz schön angetan: Ihre Geschichte ward noch nicht geschrieben, und so befleißigte sich der Verein, sie in einem Buch festzuhalten und somit der Nachwelt vor dem Vergessen zu bewahren. Die vielen gesammelten Dokumente waren so interessant, dass sie inzwischen im Rahmen einer Ausstellung einem breiteren Publikum zugänglich gemacht werden konnten. Keine geringeren als Großherzog Jean, Großherzogin Josephine-Charlotte sowie Prinzessin Alix mit ihrem Mann und viele Mitglieder des bayerischen Königshauses konnten unter den Besuchern der Ausstellung begrüßt werden.
Ob am Chiemsee, in der Vorderriß oder auf der Glentleiten, ob in Linderhof, Berchtesgaden, Landshut, Augsburg, Wasserburg oder in Bamberg, die Feiern unseres Nationalfeiertags übertreffen sich von Jahr zu Jahr und sind ausdem Kalender nicht mehr wegzudenken.

Empfang bei Münchens Oberbürgermeister Christian Ude


Aus der kleinen Runde in der Maximilianstraße wurde so innerhalb weniger Jahre ein stattlicher Verein, ohne den, wie es der Münchner Oberbürgermeister so trefflich formulierte, die Landeshauptstadt München sicherlich um einiges ärmer wäre und so ist auch nicht verwunderlich, dass aus den guten Beziehungen zwischen den Luxemburgern und den Bayern sogar einige zarte Bande entsprangen, denn ... auch in Bayern gibt es schöne Frauen, und schöne Männer sowieso, wie wir seit Kunigunde und Antonia ja bekanntlich wissen!

Jean Louis Schlim